Erkennen wir den Willen Gottes in Israel?
Liebe Blogbesucher,
ich denke, dass jeder von Neuem geborene Mensch sich schon einmal die Frage gestellt hat: Wie kann ich den Willen Gottes erkennen. Allein wenn uns die Frage beschäftigt zeigt dies doch, dass wir etwas suchen was wir noch nicht gefunden haben. Es ist deshalb eine gute Frage. Im Wort Gottes steht: Wer sucht der findet. Ich selbst beschäftige mich mit dieser Frage auch schon lange Zeit und habe deshalb diesen Artikeln sehr hilfreich gefunden.
Ich bedanke mich bei Brd. Schmidt von der Redaktionsleitung der Herold Schriftenmission e.V. für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Wünsche allen Lesern Erkenntnis, Weisheit und Offenbarung in dieser Frage.
Autor: James Montgomery Boice
Wie kann man den Willen Gottes erkennen? Ist es für einen Menschen überhaupt möglich, Gottes Willen zu kennen? Wenn Gott einen Plan für dein Leben hat, wie kannst du wissen, wie dieser Plan aussieht? Kann ein sündiger, begrenzter Mensch wissen, was ein heiliger und allmächtiger Gott plant?
In Philipper 3,15 wird uns gesagt, dass Gott uns alles offenbaren wird, was wir für unser Leben wissen müssen. Ich führte einmal ein Gespräch mit einem Hobbypiloten, der mir erklärte, wie man beim Fliegen mittels Radar den genauen Kurs hält. Denn schließlich kann ein Pilot nicht immer sehen, was auf ihn zukommt, insbesondere bei schlechtem Wetter. Im besten Falle sieht er einhundert Kilometer voraus. Und doch ist es ihm möglich, auch bei den schlechtesten Wetterverhältnissen das Flugzeug sicher zu steuern, weil ihm das Radar den genauen Kurs weist. Sollte ein Flugzeug einmal nach rechts oder links vom Kurs abweichen, ertönt sofort ein Warnsignal. Ich finde, dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie Gott uns führt. Philipper 3,15 sagt nicht, dass wir in unserem Christenleben immer mehrere Schritte voraussehen; manchmal kann es sogar sein, dass wir nicht einmal den nächsten Schritt genau kennen. Aber wir dürfen aus diesem Vers sicher wissen, dass Gott einen Plan für das Leben jedes Christen hat und dass Er uns verspricht, uns genug zu offenbaren, damit wir seinen Weg gehen können.
Den Grund dafür finden wir in Gottes Charakter. Es entspricht Seinem Wesen, sich uns Menschen zu offenbaren und uns Seine Absichten mitzuteilen. Vor einigen Jahren, als ich noch am biblischen Seminar studierte, lernte ich eine sehr bekannte Aussage aus dem Westminster Katechismus auswendig (§ 7): „Gott ist Geist, unendlich, ewig und unveränderlich in Seiner Existenz, Seiner Weisheit, Seiner Macht, Seiner Heiligkeit, Seiner Gerechtigkeit, Seiner Güte und Seiner Wahrhaftigkeit.“ Jemand, der diesen Satz zum ersten Mal hört, könnte denken, dass bereits alles, was wir über Gott sagen könnten, in diesem einen Satz zusammengefasst sein muss – einfach, weil es ein sehr langer Satz ist. Doch je mehr ich die Bibel studierte, um so mehr stellte ich fest, dass es noch sehr viel mehr über Gottes Charakter zu sagen gibt. Denn die Definition aus dem Katechismus sagt uns nichts über die Liebe Gottes. Und es ist sicherlich keine Frage, dass Gott auch in Bezug auf seine Liebe „unendlich, ewig und unveränderlich“ ist. Und ich bin fest davon überzeugt, dass man auch noch hinzufügen müsste, „Gott ist unendlich, ewig und unveränderlich in … seinem Begehren, sich dem Menschen zu offenbaren.“
Denn letztendlich ist alles, was Gott je getan hat, diesem einen Ziel gewidmet: Gott erschuf die Welt, um denen, die in dieser Welt leben würden, Sein Wesen zu offenbaren. Die Schöpfung offenbart uns Gott. „Denn“, so schreibt es Paulus, „sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben“ (Röm 1,20); als Gott den Schreibern und Propheten des Alten und des Neuen Testaments eingab, was sie niederschreiben sollten, geschah auch dies, um Sich den Menschen zu offenbaren; und nachdem Gott durch die Schöpfung Seine Macht und durch die Heiligen Schriften Seinen Plan offenbart hatte, offenbarte Er Sein ureigenstes Wesen durch Seinen Sohn, Jesus Christus. Daher sagte Jesus auch: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh 14,9).
Es gehört zu Gottes Charakter, Sich zu offenbaren. Und Teil der Offenbarungen Gottes ist es, dass Er Einzelnen Seinen Willen offenbart. Dr. Donald Grey Barnhouse, der bekannte Radioprediger, sprach zurecht immer wieder davon, dass es für einen Christen, der aufrichtig nach Gottes Willen fragt, unmöglich wäre, Gottes Willen nicht zu erkennen.
Diese Aussage von Barnhouse bringt uns bei der Frage danach, ob wir Gottes Willen für unser Leben erkennen können, zu einem ersten biblischen Prinzip in Bezug auf diese Frage. Und dieses biblische Prinzip lautet:
Wenn wir nach Gottes Willen fragen, dann müssen wir auch fest entschlossen sein, Seinen Willen zu befolgen, noch bevor wir wissen, was Sein Wille ist.
Jesus sprach in Johannes 7,17: „Wenn jemand bereit ist, Gottes Willen zu erfüllen, wird er erkennen, ob das, was ich lehre, von Gott ist oder ob ich aus mir selbst heraus rede.“ Auch wenn Jesus hier in erster Linie davon spricht, dass die jüdischen Leiter seine Lehren ablehnen werden, so beinhaltet seine Aussage zugleich auch die Tatsache, dass den Willen Gottes zu erkennen in direktem Zusammenhang steht mit dem Entschluss, Gottes Willen auch zu befolgen.
Wenn Du also an den Punkt gelangst, dass Du bereit bist, Gottes Willen zu befolgen, wirst Du auch einsehen, dass sich etwas in Dir dagegen sträubt, dies zu tun. Wer von sich behauptet, immer und ohne weiteres Gottes Willen tun zu wollen, der betrügt sich selbst. „Weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie kann das auch nicht“ (Röm 8,7). Und schlussendlich steckt in jedem Christen noch immer ein Stück fleischlicher Gesinnung.
In diesem Punkt gleichen wir sehr stark den Israeliten, kurz nachdem sie aus Ägypten befreit worden waren. Die Bibel sagt, dass es eine Schar von ca. 600.000 Männer war, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet. Zusammengenommen waren es vermutlich fast zwei Millionen Menschen. Und diese riesige Menschenmenge führte Gott mitten in die Wüste – an einen Ort, an dem die Temperaturen tagsüber mindestens 40°C erreichten und nachts nahe am Gefrierpunkt waren. Im Sommer 1961 verbrachte ich einige Wochen in Ägypten, in der Stadt Luxor. Dort lagen die Temperaturen teilweise sogar bei 60°C. Und in der Wüste war es sogar noch heißer. Unter diesen extremen Bedingungen wäre das Volk ganz sicher verendet, wenn Gott sie nicht in Seiner großen Macht auf wundersame Weise errettet hätte.
Dieses Wunder geschah in Form einer Wolke, die Gottes Gegenwart repräsentierte und mit der Er das Volk durch die Wildnis führte. Am Tage spendete die Wolke dem Volk Schatten und bewahrte es vor der sengenden Sonne, und des Nachts verwandelte sie sich in eine Feuersäule und schenkte Licht und Wärme. Außerdem gab dieses göttliche Zeichen das Tempo an, mit dem das Volk vorangehen sollte. Wenn die Wolke sich bewegte, musste das Volk folgen, und wenn die Wolke stillstand, ließ sich das Volk nieder. Ohne Zweifel war die Wolke das Bemerkenswerteste an ihrer Wanderschaft.
„Sooft sich die Wolke von der Wohnung erhob, brachen die Söhne Israel auf, auf all ihren Wanderungen. Wenn sich aber die Wolke nicht erhob, dann brachen sie nicht auf bis zu dem Tag, an dem sie sich erhob“ (2.Mose 40,36-37). An manchen Tagen bewegte sich die Wolke häufiger, an anderen blieb sie völlig stehen. Ich kann mir vorstellen, dass diese Zeit nicht leicht war und manche sich über die Wolke ärgerten. Doch es blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihr zu folgen, denn ohne diese Wolke wären sie entweder in der Hitze der Wüstensonne verdurstet oder in der kalten Nacht erfroren. Und auch wenn nicht jeder von Gottes Führung begeistert war, so schuf Gott sich auf diese Weise ein Volk aus einem Haufen ehemaliger Sklaven, hin zu einer geordneten Streitmacht, die eines Tages fähig sein würde, das Land Kanaan einzunehmen; Er lehrte sie stillen Gehorsam.
Dasselbe tut Gott mit uns. Weder du noch ich haben von Natur aus Gefallen an Gottes Willen. Wir wollen das tun, was selbst gefällt. Und ganz besonders da, wo uns Gottes Willen auf unbequeme Wege führt. Aber wir müssen da durch. Denn nur so lernen wir, zu sagen: „Vater, auch wenn es mir nicht gefällt, auf welche Wege du mich gerade führst, so weiß ich doch, dass deine Wege die besten Wege sind; sie sind nötig, damit ich geistlich wachse. Also führe mich den Weg, der dir gefällt!“ Und Gott wird es tun! Denn um Gottes Willen zu erkennen, müssen wir zuerst bereit sein, ihn zu befolgen.
Das zweite Prinzip, um Gottes Willen zu erkennen, lautet:
Gottes Wille steht niemals im Widerspruch zu Gottes Wort!
Der Gott, der dich heute leitet, ist derselbe Gott, der uns sein inspiriertes Wort gegeben hat. Und Er wird seinen Geboten niemals untreu. Daher wird sein Wille für dein Leben auch niemals dem widersprechen, was Er in seinem Wort sagt.
Sein Wort offenbart Gottes Willen auf verschiedene Weisen. Nehmen wir zum Beispiel Johannes 6,40 (ich nenne dies den Willen Gottes für alle Ungläubigen): „Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag“ (Joh 6,40). Wenn du kein Christ bist, wird Gott dir wohl kaum eine Antwort darauf geben, ob du eine Anstellung bei Firma A oder Firma B annehmen sollst. Er wird dir nicht sagen, wen du heiraten sollst. Es geht Ihm darum, dass du an Jesus Christus glaubst und Ihn als deinen Erlöser annimmst. Das ist Sein Wille! Und bevor du einen Schritt weitergehen kannst, muss du diese göttliche Aufforderung akzeptieren.
Ein anderer Bibelvers ist Römer 12,1-2 (eine Aufforderung an alle Gläubigen): „Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“ Wenn du ein Christ bist, dann kannst du dies als unveränderliches Prinzip des Willens Gottes für dein Leben ansehen, durch das Er dich in der Heiligung wachsen lässt. Daher widerspricht alles, was dich in deinem geistlichen Wachstum hindert, dem Willen Gottes. Gott will dich seinem Sohn, Jesus Christus, ähnlicher machen.
Kolosser 3,23 drückt Gottes Willen für deinen Arbeitsalltag aus:
„Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.“
Meines Erachtens betrifft dies vor allem junge Menschen. Eine Schwester meiner Gemeinde sagte kürzlich, dass viele junge Leute glauben, Herausforderungen und Probleme im Berufsleben oder im Schulalltag wären stets ein Zeichen von Gott, dass das, was sie tun, gegen den Willen Gottes verstoße, während es aber vermutlich auch ein Zeichen von Gott sein könnte, dass sie das, was sie tun, einfach mit Ausdauer tun sollten. Alles, was wir tun, sollen wir zu Seiner Ehre tun.
Ein weiteres Prinzip, das diesem sehr ähnlich ist, finden wir in Epheser 6,5-6:
„Ihr Sklaven, seid gehorsam euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, wie ihr Christus gehorcht; nicht mit Dienst allein vor Augen, um den Menschen zu gefallen, sondern als Sklaven Christi, die den Willen Gottes tun von Herzen.“
Wenn du einen schwierigen Chef oder Lehrer hast, dann sagt Gott dir mit diesem Bibelwort: Hüte dich davor, schlecht über ihn oder sie zu reden, sondern erfülle deine Pflicht – ganz gleich ob du dabei gesehen wirst oder nicht, denn du dienst damit Gott und nicht Menschen.
Vielleicht sagst du: „Nun, diese Prinzipien sind gut aber sie betreffen nicht die Bereiche, mit denen ich zu kämpfen habe.“ Möchtest du wissen, ob du als Christ ins Kino gehen, in den Sportverein eintreten oder mit deinen Arbeitskollegen Freundschaft schließen und mit ihnen abends etwas unternehmen darfst? Dann lass mich dir ein weiteres biblisches Prinzip nennen:
„Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, was eine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht“ (Phil 4,8). Kurz gesagt: Gott will, dass du nach den guten Dingen im Leben strebst. Und wenn dies zu den guten Dingen gehört, dann tu es. Falls aber nicht, dann wähle einen anderen Weg. In allen Dingen stelle sicher, dass die Bibel dein Leitfaden ist.
Ein drittes Prinzip ist nicht weniger wichtig:
Halte täglich, ja sogar stündlich, Gemeinschaft mit dem HERRN. In Psalm 32,8 steht: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.“ Gott möchte uns mit seinen Augen leiten. Doch zuvor muss Er unsere Augen auf Sich richten, und das heißt, dass wir täglich Ihn suchen und auf Ihn schauen sollen. Der HERR weiß, wie leicht wir vom Weg abirren – in Worten und in Taten. Wir neigen schnell dazu Dinge zu tun, die Gott missfallen. Deshalb müssen wir es uns zur Gewohnheit machen, unseren Blick immer wieder auf Christus zu richten – während des Gottesdienstes, während unserer Stillen Zeit, während unseres Alltags. Wir müssen von Ihm lernen, Ihn nachzuahmen. Wenn wir das tun, wird Er uns unterweisen, seinen Weg zeigen und uns mit seinen Augen leiten.
Es gibt noch einen Punkt, den ich deutlich machen will:
Wenn du wirklich daran interessiert bist, den Willen des HERRN zu erkennen, dann musst du auch bereit sein, neue Wege einzuschlagen.
Wenn ich etwas über Gottes Lebensführung gelernt habe, dann, dass Er nicht immer nach dem gleichen Muster führt. Er ist kreativ. Er ist grenzenlos. Und Er ist dies auch in seinem Plan für seine Kinder.
David Wilkerson, der Autor von Das Kreuz und die Messerhelden, ein Pastor, der ein großer Segen für viele junge Leute war, berichtet im ersten Kapitel seines Buches, wie Gott ihn ganz neue Wege in der geistlichen Arbeit führte. Wilkerson war früher Prediger einer Pfingstgemeinde und im Grunde lief es sehr gut. Die Gemeinde wuchs, es entstanden neue Gemeindehäuser, und doch war er unzufrieden. Eines Tages entschied er sich, den Abend, statt wie gewohnt vor dem Fernseher, im Gebet zu verbringen. Er verkaufte seinen Fernseher und verbrachte mehr Zeit mit dem HERRN. Nach einiger Zeit des Betens wurden ihm die Jugendlichen immer mehr zum Anliegen, die ihre Zeit auf der Straße, mit Drogen und Alkohol verschwendeten und er begann, eine christliche Jugendarbeit in Manhattan aufzubauen. Gottes Wille für David Wilkerson war es, einen ländlichen Prediger in das Herz einer Großstadt zu senden, um die Herzen der Notleidenden mit dem Evangelium zu erreichen.
Wenn du nach Gottes Willen fragst, mit der Bereitschaft, seinen Willen zu befolgen noch bevor du weißt, was sein Wille im Einzelnen sein wird; wenn du auf Ihn schaust und dich von seinem Wort leiten lässt, dann wird Gott dir seinen Weg zeigen. Er wird an deiner Seite sein und dich auf dem Weg führen, den du gehen sollst.
James M. Boice (1938-2000) war ein amerikanischer Pastor, Bibellehrer und ein starker Verfechter der Irrtumslosigkeit der Bibel. Neben seinem Engagement für die Irrtumslosigkeit der Bibel und der Rückbesinnung auf das Evangelium verfasste er Bücher über Jüngerschaft, Kommentare zu biblischen Büchern und biblischen Personen und hielt Radiopredigten.
Quelle: Herold Schriftenmission e.V.