106. Wenn Gott den finanziellen Stecker zieht
Montag, 7. Juni 2010 | Autor: intern
Geld_web_R_K_B_by_Margot Kessler_pixelio.de
Viele christliche Kirchen, Gemeinden, Missionswerke, „Vollzeitler“ und ihre Familien kämpfen derzeit einen verzweifelten Kampf ums finanzielle Überleben. War das früher in einzelnen wenigen Fällen schon immer so, so ist das in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zu einem wesentlich häufigeren Phänomen geworden. Heute, im Jahre 2008, ist die christliche Finanzkrise inzwischen ein regelrechter Flächenbrand geworden, wie jeder im christlichen Raum aktive Steuerberater oder Jurist nur zu gut weiss. Dieser Flächenbrand – der drohende finanzielle Ruin – hat nach unseren Schätzungen inzwischen mehr als die Hälfte aller christlichen Kirchen und Werke und deren Mitarbeiter erfasst. Was sagt Gott dazu?
Doch werfen wir zuerst einmal einen Blick auf die Symptome, bevor wir der Ursache auf den Grund gehen. Da sind zum Beispiel die einst üppig mit Spendendollars ausgestatteten amerikanischen Missionare. Sie beklagen einen rapiden Währungsverfall des Dollar, was etwa das Leben in der Eurozone sprunghaft verteuert. Doch gleichzeitig brechen auch viele treue Spender im eigenen Land weg.
Jahrzehnte nach dem Aufkommen der ersten eindeutigen Zerfallserscheinungen des scheinbar unverwüstlichen Christentums wird Amerikas Kirchenlandschaft massiv durchgeschüttelt. Auch die beste Show überzeugt langfristig ganz einfach nicht, wenn keine Echtheit dahintersteckt. Die USA wird derzeit von immer mehr Missionswerken und Kirchen zum Missionsland erklärt. Und weil der Spatz in der Hand sicherer erscheint als die Taube auf dem Dach, braucht man plötzlich alle verfügbaren finanziellen Ressourcen, um im eigenen Land das nackte kirchliche Überleben zu sichern. Einen solchen Luxus wie „Missionare in Übersee“ gönnt man sich nur in fetten Jahren, nicht in mageren. Dazu kommt die grassierende finanzielle Verunsicherung durch die allseits bekannte Immobilienkrise, durch steigende Lebenshaltungskosten und massive Unterversicherung.
Auch in Europa merken immer mehr Einzelgemeinden, dass es ans Eingemachte geht. Stetig schrumpfende Mitgliederzahlen bei zehntausenden von Gemeinden (ausser den gerade mal zwei Dutzend allseits bekannten Vorzeigegemeinden, die die Krise wahrscheinlich einfach nur besser verstecken als andere), hoffnungslos veraltete kirchliche Denkmodelle, teure pastorale Hierarchien und aufwändige Programme zur Selbstunterhaltung sowie die finanziell erodierenden Langzeitfolgen einer Bauwut, welche die Welt mit denkbar schlecht genutzten Sakralpalästen zugepflastert hat, sind nur die Spitze des Eisberges. Dazu kommen noch die naive Besessenheit von importierten Evangelisationskonzepten aus der Nachkriegszeit, eine geradezu skurrile strategische Unfähigkeit, lähmender Traditionalismus, synergiefeindliches Ghettodenken, das Bauen auf vorsintflutlichen Finanzierungskonzepten wie „der Zehnte“, und die teure Importsucht von kopierbaren Konzepten aus Amerika.
All’ das präsentiert jetzt seine schockierende Rechnung. Die Zahlen unter dem Strich der kirchlichen Bilanzen sind (mit Ausnahme der Katholiken) tiefrot. Und so meldet sich überall der Kassierer und fragt: „Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?“ Gott, lautet die theoretische Antwort auf den Refrain des Volksliedes. Doch warum sitzt Gott auf dem Geld? Sieht er denn die roten Zahlen nicht? Er sieht sie. Und es gibt Zeiten, in denen er einfach seine Leute finanziell testet, siehe Hiob, Elia und seine Raben, den zeltemachenden Apostel Paulus und die schreienden Erntearbeiter aus dem Jakobusbrief. Doch was soll er tun, wenn sein Volk auf sein Reden und Werben, ihm als König zu gehorchen, nicht länger reagiert? Niemand weiss besser als Gott, dass beim Thema Geld alle hellwach werden. Redet er also heute vor allem laut und deutlich durch finanziellen Entzug?
Absolut.
Und noch mehr: er hat eine breit angelegte Umerziehungskampagne gestartet, die damit beginnt, dass er vielem ganz einfach den finanziellen Stecker zieht. Damit wird die unausgesprochene Frage unüberhörbar: hat Gott überhaupt das, was die meisten Kirchen tun, in Auftrag gegeben? Was, wenn – für viele ein geradezu undenkbarer Gedanke – die Dinge, die die meisten Christen derzeit tun, gar nicht im Interesse desjenigen liegen, der theoretisch ihr König sein sollte? Dann würde Gott das tun, was wir auch tun würden, wenn etwas bei uns ankommt, was wir gar nicht bestellt haben. Er bezahlt es einfach nicht.
Geldhaufen_web_R_K_B_by_Rolf_pixelio.de
Die Kernursache dieser Symptome ist: Mammon. Wer ihm statt Gott dient, kommt in Teufels Küche. Seine Handschrift ist in der aktuellen kirchlichen Finanzkrise deutlich zu erkennen. Während Mammon, der Geldgeist Satans, sich vergnügt die Hände reibt und zusieht, wie die Bereitschaft unter Christen wächst, alles noch mal für einen letzten Versuch, einen Befreiungsschlag messianischer Proportion, auszugeben: Wie wärs mit einer Flucht nach vorne, einem wirklich gigantischen Gebäude, einem Satelliten-Netwerk, einem TV-Programm mit eigenem Studio?
Die Lösung ist viel billiger: kehren wir um und dienen wieder dem Herrn Jesus Christus, und zwar in allen Bereichen: Kirche, Geld, Sex, Macht (von der geradezu ungeheuren kollektiven Ehekrise unter Christen – und den finanziellen Auswirkungen davon – haben wir noch gar nicht gesprochen; „erst mal überleben und dann eine eigene Küche kaufen“, heisst die Maxime der Krisenopfer; Spenden – wie bitte?) Das alles hat zu zwei faszinierenden und sich scheinbar widersprechenden finanziellen Entwicklungen geführt:
Erstens Spendenmüdigkeit und zweitens Spendenstau. Die Leute sind müde zu spenden, und reagieren nur noch auf die ausgefuchstesten Tricks der kirchlichen Fundraiser. Gleichzeitig wollen sie spenden – nur, wofür? Wo ist, bitteschön, eine alternative Vision, in die es sich zu investieren lohnt?
Autor: Wolfgang Simson